Moment mal. Ich glaube ich habe ein Déjà-vu. Panikattacken, Schnappatmung, Zwangsgedanken, Schweißausbrüche und nun gesellt sich auch noch ein Tränenausbruch dazu. Und das alles wild durcheinander gewürfelt im Fünf-Minuten-Takt. Meine Verdauung spielt verrückt. Der Kloß in meinem Hals ist überdimensional. Und immer wieder der selbe Gedanke in meinem Kopf: „Cora, was um Himmels Willen tust du da gerade?“.
Ok, noch einmal auf Anfang. In meinem bisherigen Leben durfte ich alle erdenklichen Spielereien der Psyche kennenlernen. Angefangen von Panikattacken, über Zwangsgedanken, psychosomatischen Störungen, Depressionen, posttraumatischer Belastungsstörung, bis hin zu suizidalen Gedanken. Ich bin bereits einen weiten Weg gegangen und habe all diese Geschenke geöffnet, die Themen, die sich dahinter verbergen angeschaut, angenommen und in Liebe aufgelöst.
Und dann kam der Tag, an dem alles noch einmal geballt zurück kam
Wie Du in meinem Blogartikel „Ja, aber…-Überwinde deinen inneren Kritiker und lebe deinen Traum“ mitbekommen hast, habe ich vor einiger Zeit eine sehr wichtige Entscheidung für mich getroffen. Ich habe mich mit meinem inneren Kritiker in einem konstruktiven Gespräch darauf geeinigt, dass es für mein körperliches, geistiges und seelisches Wohl am Besten ist, meine Arbeit in dem ambulanten Operations-Zentrum zu kündigen und mich voll und ganz auf das Abenteuer der Selbständigkeit einzulassen.
Ich hatte gar keine andere Wahl, als mich trotz aller Ängste, Zweifel und Unsicherheiten für diesen Weg zu entscheiden. Jede Faser meines Seins hat mich in diese Richtung gezogen. Es gab keine Alternative für mich. Ich wusste jetzt ist die Zeit gekommen, um den nächsten Schritt zu wagen, mir selbst treu zu bleiben und der Stimme meines Herzens zu folgen.
Voller Freude, Enthusiasmus und Zuversicht hatte ich einen Termin bei der Agentur für Arbeit, um mögliche Bezuschussungen oder Unterstützungen zu ermitteln. Die ernüchternde Einschätzung der zuständigen Dame für den Gründerzuschuss: „Es tut mir leid, aber in ihrem Fall können wir keinen Gründerzuschuss gewähren“. Es gibt diverse Voraussetzungen die man erfüllen muss, um den Zuschuss bewilligt zu bekommen. Wie dem auch sein mag – lange Rede, kurzer Sinn. Fakt ist, ich habe die Info erhalten, dass ich keinen Zuschuss gewährt bekomme.
In welchem emotionalen Zustand ich das Gebäude der Agentur für Arbeit verlassen habe, kannst du dir vorstellen. Mein großer Traum, meine Vision – geplatzt wie eine Seifenblase. An der finanziellen Hürde gescheitert. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mein Körper zog sämtliche Register. Angst, Zittern, Schnappatmung, Herzrasen. Da waren sie also wieder. Meine alten Freunde…
Tränenüberströmt setzte ich mich auf eine Bank an der nahegelegenen Iller und ließ dem Schmerz über die Enttäuschung freien Lauf. Das war es also. Keine Unterstützung, keine Selbständigkeit.
Ich betrachtete das Wasser, das in aller Seelenruhe die Iller hinunterfloß und ließ meinen Tränen, meinem Schmerz und allem was in dem Moment da war, freien Lauf. Ich ließ alles aus mir herauslaufen und mit dem Wasser der Iller davonfließen. Umso länger ich dort saß und das Wasser beobachtete, wie es in völliger Seelenruhe sanft seinem Weg folgte, umso mehr Frieden, Ruhe und Gelassenheit stellten sich in meinem Innern ein. Die Gedanken sortierten sich langsam. Das Herz schlug ruhiger. Die Angst wich einem unbestimmten Gefühl des Vertrauens und ich vernahm ganz klar und deutlich eine Stimme in mir, die immer lauter wurde.
Aus den Tränen der Enttäuschung wurden Tränen der Freude
Eine Stimme direkt aus der Tiefe meines Herzens wurde von Sekunde zu Sekunde lauter. Ich habe „Minus“ auf dem Konto, keinerlei finanzielle Rücklagen und einen Gründerzuschuss von der Agentur für Arbeit gibt es auch nicht für mich. OK, ICH MACH’S!
Die Stimme meines Herzens hat mir meinen Seelenplan offenbart und ich konnte den Ruf nicht länger überhören. Ich habe mir erlaubt hinzuhören und dem Ruf zu folgen.
Und plötzlich war es da. Das befreiende Gefühl der Freiheit, der Unabhängigkeit, der unbegrenzten Möglichkeiten, der Hoffnung und der Zuversicht. Der tiefe Glaube und die unerschütterliche Gewissheit in mir: Das ist mein Weg. Ich höre den Ruf laut und deutlich. Es gibt einen Grund warum ich diesen Ruf vernehme und ich werde diesen Weg gehen. Auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, wie ich es schaffen werde. Ich weiß, dass ich es schaffen werde. Ich habe keine Ahnung, wo genau mein Weg mich hinführen wird, was mich erwarten wird, oder mit welchen Schuhen ich diesen Weg gehen werde. Aber eines weiß ich mit Sicherheit – ich werde diesen Weg gehen.
Im Hier und Jetzt
Seitdem spielt es für mich keine Rolle, was morgen ist. Ich weiß es schlichtweg auch nicht. Ich gebe mich ganz und gar dem Fluß des Lebens im Hier und Jetzt hin. Ich springe voller Zuversicht und Vertrauen in ein neues Kapitel meines Lebens. Es spielt keine Rolle, ob mein Verstand, mein Ego, meine Angst oder sonst wer mir sagt, dass ich von meiner Selbständigkeit nicht leben könne. Dass ich auch an morgen denken müsse und schließlich eine (finanzielle und auch auf allen anderen Ebenen) Sicherheit haben müsse.
Nein das muss ich nicht. Ich muss heute noch nicht wissen, was morgen sein wird oder wie alles genau bis ins kleinste Detail funktionieren wird. Das spielt für mich auch keine Rolle, bzw. habe ich aufgehört, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Alles was ich weiß ist, dass ich heute genügend zu Essen und zu Trinken habe. Ich habe Kleider am Körper und ein Dach über dem Kopf. Ich habe die Sicherheit, vom Universum geführt, geleitet, beschützt und behütet zu sein. Und ich habe den unerschütterlichen Glauben und die tiefe Gewissheit in mir, dass ich meine Vision verwirklichen werde. Alles wird sich fügen. Alles wird zu mir kommen, wenn die Zeit reif ist und ich bereit dafür bin. Und mehr muss ich nicht wissen. Mehr Sicherheit benötige ich nicht.
Das Universum wird mir auch morgen wieder in seiner unendlichen Fülle zur Verfügung stehen. Solange ich mich von meiner inneren Weisheit, meiner Herzensstimme, meinem Seelenplan leiten lasse, kann mir nichts geschehen. Umso mehr ich vertraue, umso mehr wird mich der Boden auf dem ich gehe, tragen.
Das ist nicht die Sonne die untergeht, sondern die Erde die sich dreht
Mit dieser Textzeile aus dem Lied „Die Schönheit der Chance“ erkannte die Band „Tomte“ bereits vor Jahren, dass die Welt nicht untergeht, wenn du dich veränderst. Alles wird weiter seinen gewohnten Gang nehmen. Du wirst nicht auf der Stelle tot umfallen, wenn du dich traust dein Leben zu verändern. Alles bleibt beim Alten. Bis auf den kleinen, aber nicht unerheblichen Unterschied, dass du dir selbst erlaubst zu wachsen.
Genau das, wovor ich immer Angst hatte, hat sich als kompletter Irrtum herausgestellt. Ich werde nicht sterben, nur weil ich keinen Job in Festanstellung habe. Meine Welt wird nicht explodieren, nur weil ich es gewagt habe loszulaufen, ohne zu wissen, mit welchen Mitteln ich das Ziel erreichen werde. Der Himmel ist mir nicht auf den Kopf gefallen. Die Erde dreht sich weiter, das Wasser fließt weiter den Fluß hinab in Richtung Meer und ich lebe immer noch.
Was war zuerst da – Die Henne oder das Ei?
Ich dachte immer, erst wenn ich die Sicherheit fest in den Händen halte, kann ich vertrauen und loslassen. Ich dachte, ich müsste meinen Weg bis ins kleinste Detail geplant klar vor mir sehen, damit ich den ersten Schritt gehen kann und die Angst verliere.
Tatsache ist, es ist genau anders herum. Das Vertrauen in den Fluß des Lebens wird nicht aus der Angst heraus geboren.
Vertrau – und du wirst in Sicherheit sein.
Hör auf zu suchen – und du wirst finden, wonach du suchst.
Geh den ersten Schritt – und der Weg wird sich dir offenbaren.
Und immer wenn die Angst doch noch vorsichtig an meine Türe klopft, nehme ich sie liebevoll an die Hand. Ich erkläre ihr, dass sie selbst Angst vor der Veränderung hat. Denn Veränderung bedeutet Neuland. Veränderung bedeutet ins Unbekannte aufbrechen. Veränderung bedeutet dort hinzugehen, was sich fernab unserer bisherigen Vorstellung befindet. Veränderung bedeutet seine bisherigen Grenzen zu durchbrechen und sich über den Tellerrand hinaus zu wagen. Veränderung bedeutet Wachstum. Über sich selbst hinaus zu wachsen. Über seine Grenzen hinaus zu wachsen. Über seine Vorstellungen hinaus zu wachsen. Über den Rahmen dessen, was wir für möglich halten, hinaus zu wachsen. Über die Ängste, Sorgen und Befürchtungen hinaus zu wachsen.
Wenn die Angst an meine Türe klopft nehme ich sie an die Hand und sage ihr liebevoll: Hab‘ keine Angst, ich will nur wachsen.
Heilung beginnt, wenn die Liebe in dir erwacht.
Cora von der Heyden
Alles Liebe für dich.
Hast du auch bereits Bekanntschaft mit der Angst vor Veränderung gemacht? In welchen Bereichen bist du schon über deine Ängste hinaus gewachsen? Was ist deine Erfahrung mit diesem Thema und wie gehst du damit um?
Ich freue mich auf dein Feedback in den Kommentaren und tausche mich gerne mit dir auf Instagram und/oder Facebook aus.
Foto: Mathias Wild
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