Diese Woche durfte ich einen Teil meiner Lebensgeschichte in der Allgäuer Zeitung veröffentlichen. Daraufhin habe ich so unglaublich liebevolles und positives Feedback von den diversen Zeitungslesern erhalten, dass ich auch dir in dem heutigen Blogartikel die Möglichkeit geben möchte, Mut zu fassen und Hoffnung zu schöpfen.
Der Hauptfokus des Zeitungsartikels lenkt sich auf das Thema der Vergebung. Manche von euch wissen um meine Vergangenheit und meine erlebten Erfahrungen, andere nicht. Aber es geht auch nicht darum, was ich alles im Einzelnen erlebt habe, sondern viel wichtiger und interessanter ist die Tatsache, was mir geholfen hat, aus meinen Schicksalsschlägen und dem erlebten Drama auszusteigen, um ganz bei mir selbst anzukommen.
Hier verlinke ich noch zwei Podcast-Folgen, für die ich ein Interview geben durfte und in denen meine eigene Geschichte, das Innere Kind und auch das Thema Selbstliebe und Vergebung Raum fanden.
Podcast „Du bist wunderbar“ von Ilka Brühl – Folge 37 mit Cora von der Heyden
Podcast „Energize Your Life“ von Nina Wandres – Folge 3 mit Cora von der Heyden
Meine Kindheit
Aufgewachsen in einer Sekte (Zeugen Jehovas) erlebte ich sehr früh, dass ich so wie ich bin, nicht dasein darf. Ich musste mich fügen und verbiegen, damit ich in das vorgefertigte Schema der Gebote und Dogmen passte. Wenn nicht, folgten Bestrafungen auf körperlicher, emotional-psychischer und seelischer Ebene. Schon früh wurde mir mit dem Tod durch Gottes Hand gedroht, sollte ich nicht den Regeln entsprechen und tun, was von mir erwartet wird.
Brav befolgte ich die Gebote in der Hoffnung, dadurch eine Daseinsberechtigung und ein kleines bisschen Liebe zu erhalten. Die Frage ist allerdings, ob sich eine Existenz mit einem auferzwungenen Selbst wirklich als daseinsberechtigt wahrgenommen fühlt?
Für mich tat es das nicht. Ich fühlte mich nicht Willkommen, nicht angenommen, nicht geliebt und hatte immer das Gefühl, dass ich, so wie ich bin, nicht dasein darf.
Meine Jugend
Mit 14 Jahren wurde ich bei den Zeugen Jehovas ausgeschlossen. Ich wollte endlich mein eigenes Sein leben. Ich wollte herausfinden, wer ich bin und spürte, dass ich mich selbst in dieser Sektenstruktur nicht finden, geschweige denn leben konnte.
Dies hatte allerdings weitreichende Folgen. Bis auf wenige Ausnahmen, haben meine Eltern seither keinen Kontakt mehr zu mir. Von heute auf morgen stand ich völlig alleine und auf mich selbst angewiesen da. Ich entwickelte Panikattacken, generalisierte Todesängste und allerlei körperliche Symptome wie Bandscheibenvorfälle und Gebärmutterhalskrebs. Ich konnte nicht mehr zurück, denn dort durfte ich und wollte ich nicht sein. Ganz sein. Komplett sein. Bedingungslos sein. So wie ich bin, sein. Also blieb für mich nur der Weg nach vorne übrig.
Doch die traumatischen Erfahrungen meiner Kindheit hatten sich tief in mein Innerstes gebrannt. Glaubenssätze wie: „Es interessiert sich sowieso niemand dafür, ob ich da bin oder nicht“ oder Überzeugungen: „Das Leben ist gefährlich, ich bin ganz allein auf mich gestellt und eines Tages werde ich vermutlich sterben“, machten mir die folgenden Jahre nicht unbedingt einfach.
Der Höhepunkt und die Wende
2014 hatte ich einen schweren Autounfall, bei dem ich auf der Autobahn eingeschlafen bin. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes meines Lebens müde. Das war die erste große Erschütterung, die mich wieder zurück ins Leben holen wollte. 2015 nahm sich meine Schwester gemeinsam mit ihrem Sohn das Leben. Das war dann der definitive Weckruf des Lebens an mich, der mich in meinem Innersten erschütterte und wachrief.
Mein komplettes System brach zusammen und ich fühlte intuitiv, dass ich nun eine Entscheidung treffen musste: Leben oder Tod. Ich entschied mich für das Leben.
Zeit meines Lebens war ich ein lebensfroher und lebensbejahender Mensch. Doch in dieser Situation sagte ich zum ersten Mal „JA“ zu mir selbst. Ja, zu meinem Leben. Ja, zu meiner Existenz. Ja, zu meinem ganz eigenen, individuellen Dasein. Ja, zu meinem eigenen Ich.
Das war der Beginn eines wundervollen Heilungsprozesses, der immer tiefer voranschritt und bis heute noch immer anhält.
Damals entwickelte ich aufgrund des traumatischen Schocks aggressive Zwangsgedanken. Wenn du mehr über dieses Thema erfahren möchtest, empfehle ich dir folgenden Artikel: Aggressive Zwangsgedanken – Das Monster in meinem Kopf.
Mein Inneres Kind
Damals fand ich in einer Meditation mein Inneres Kind. Das kleine Kind von damals, das nie gesehen, gehört und wahrgenommen wurde und nun zu zerbrechen drohte. Es war mehr tot als lebendig. Als ich verstand, dass ich selbst dieses kleine, hilflose und leidende Wesen bin, war ich von einem tiefen Mitgefühl für mich selbst ergriffen. Ich schenkte mir all meine Liebe und versprach mir selbst, dass ich von nun an immer für mich selbst dasein wolle, schauen wie es mir geht. Hinhören. Hinsehen. Hinspüren. Wahrnehmen. Bewusstwerden.
Endlich war da jemand, der für mich da war: Ich selbst. Ich begann mir selbst die Mutter und der Vater zu sein, die ich als Kind gebraucht und mir gewünscht hätte. Ich begann mich selbst zu motivieren, immer wieder „Ja“ zu mir selbst und zu meinem Leben zu sagen. Und irgendwann durfte ich in mir das wundervolle Gefühl der Geborgenheit, Sicherheit und bedingungslosen Liebe wahrnehmen. Ein Gefühl, das ich Zeit meines Lebens entbehrte.
Vergebung, Liebe & Dankbarkeit
In dem Maße, in dem ich Verständnis, Mitgefühl und Vergebung für mich selbst aufbrachte, konnte ich dies auch nach und nach für meine erlebten Erfahrungen und die darin verstrickten Menschen tun. Ich vergab mir selbst und ich vergab meinen Eltern. Ich verzieh mir selbst und ich verzieh den Zeugen Jehovas. Ich fing an, dankbar für meine erlebten Erfahrungen zu sein, denn jede Einzelne von ihnen brachte mich exakt an den Punkt, an den ich mich nun wiederfand: In meiner Mitte, geliebt und geborgen.
Ich hielt das Geschenk der Selbstliebe in den Händen. Das Gefühl der bedingungslosen Liebe und Akzeptanz. Endlich durfte ich dasein. Endlich durfte ich existieren, so wie ich bin, mit allem was ist. Diese wundervolle Erfahrung hätte ich vermutlich nie erleben dürfen, wenn ihr nicht all die schmerzvollen Erlebnisse vorausgegangen wären.
Heute weiß ich um die Kraft und die Stärke in mir selbst. Die Kraft der Liebe, der Vergebung, des Mitgefühls und der Dankbarkeit. Und ich weiß um meinen Mut, der mich immer wieder angespornt hat, mich selbst zu finden.
Natürlich sind auch heute noch Tage in meinem Leben, die mich an meine frühesten Kindheitstraumata zurückführen und mich für einen Moment an meiner Daseinsberechtigung zweifeln lassen. Aber heute kann ich mich selbst aus eigenern Kraft wieder daraus befreien und weiß um den kostbaren und heilenden Kontakt zu meinem Inneren Kind.
Heute kann ich selbst die Erwachsenen-Rolle einnehmen und für mich selbst liebevoll sorgen. Immer wieder aufs Neue. Das Leben fordert uns immer wieder alltäglich heraus. Das ist das Leben. Wir werden immer wieder an Punkte in unserem Leben gelangen, an denen wir an unsere eigenen Grenzen stoßen. Doch gerade in diesen Momenten gilt es still zu werden, in sich zu gehen, ruhig und achtsam zu sein, Kontakt mit sich selbst aufzunehmen und dort, in der Tiefe und Stille des eigenen Seins Antworten, Kraft und Liebe zu finden.
Mut & Hoffnung
Heilung bedeutet für mich nicht, dass ich von nun an nie wieder Angst haben werde, Zweifel oder Sorgen. Heilung bedeutet für mich, dass ich meine erlebten Erfahrungen als Teil meines eigenen Seins integrieren darf und mich so wieder selbst als komplett und ganz erfahren darf. Alles darf dasein. Es ist ein Teil von mir und ich darf meinen Frieden damit machen. Annhemen. Akzeptieren. Loslassen. Dankbar sein. Lieben.
Ich hoffe, ich darf auch dir mit meiner eigenen erlebten Geschichte Mut machen und Hoffnung schenken. Letztendlich sitzen wir alle im gleichen Boot. Es spielt keine Rolle was wir im Detail erlebt haben, Fakt ist, wir alle haben im Grunde die gleichen Ängste, Sorgen und Zweifel und wir alle sehnen uns in der Tiefe unseres Sein nur nach Einem:
Die Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe und Akzeptanz.
GANZ EINFACH SEIN dürfen,
so wie wir sind, mit allem, was ist.
Wenn du dir auf deinem Heilungsweg Unterstützung wünschst, stehe ich dir von Herzen gerne mit all meiner Lebenserfahrung zur Seite und begleite dich auf deiner eigenen Reise zur Selbstliebe.
Denn wir alle haben es verdient und sind es wert, bedingungslos geliebt und akzeptiert zu werden. Sag wieder JA, zu dir selbst. JA, zu deinem Leben. JA, zu deinen Erfahrungen. JA, zur Selbstliebe und zur Selbstheilung. JA, zu deinem eigenen Dasein.
Wenn du dich näher mit dem Thema des Inneren Kindes, dir selbst und der Selbstliebe befassen möchtest, empfehle ich dir mein 8-Wochen Onlineprogramm „Love Your Inner Child“, das ich liebevoll extra für dich in die Welt gebracht habe. Damit auch du wieder Sicherheit, Geborgenheit, Vertrauen und Liebe in dir selbst erfahren kannst. Klicke einfach auf diesen LINK, um nähere Informationen zu erhalten.
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Foto: Pixabay
2 Kommentare zu “#56 Vergebung, Liebe & Dankbarkeit”