Was braucht dein Inneres Kind in Zeiten der Krise? Wie kannst du dich selbst liebevoll unterstützen und dein Selbstvertrauen stärken?
Gerade in Zeiten der Verunsicherung, Veränderung und Krise werden wir mit unseren Schatten konfrontiert. Schatten sind Ängste und Anteile in uns, die wir mehr oder weniger erfolgreich verdrängt haben. Diese klopfen in Zeiten großer Herausforderungen allerdings wieder an und präsentieren sich uns in voller Pracht.
Diese Anteile und Schatten sind eng mit unserem verletzten, hilflosen und verängstigten Inneren Kind verbunden. Deswegen ist es sinnvoll, sich die Schatten einmal genauer anzuschauen und herauszufinden, woraus sie sich nähren und was sie brauchen, um sich aufzulösen.
Was geschieht in einer Krise?
Eine Krise ist eine schwierige Lage, die eine gefährliche Entwicklung darstellt. Unser gesamtes System ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu schützen, unser Überleben zu sichern und Krisen möglichst vorausschauend aus dem Weg zu gehen. Und dennoch haben wir alle immer wieder kleinere oder größere Krisen in unserem Leben zu meistern.
In Zeiten der Krise ist meist die Emotion Angst vorherrschend. Die Aufgabe der Angst ist es, unser Überleben zu sichern und uns zu beschützen. Deswegen gibt es evolutionsbedingt in der Angst lediglich drei Reaktionsmechanismen: Kämpfen, Wegrennen oder Totstellen. Also entweder kann ich in der Krise den Gegner bekämpfen, vor ihm fliehen oder ich stelle mit tot in der Hoffnung, die Gefahr möge vorübergehen und ich bleibe unentdeckt.
Je nachdem welche Erfahrungen wir in der Vergangenheit, insbesondere in der prägenden Phase unserer Kindheit, mit Krisen gemacht haben, hat sich in uns ein bestimmtes Reaktionsmuster abgespeichert. Wir erleben uns selbst häufig als klein, hilflos, machtlos und nicht in der Lage, irgendetwas auszurichten. Das sind sehr kindliche Empfindungen die uns glauben lassen, wir können nichts tun, um sicher und beschützt durch die Krise zu gelangen.
Diese verschiedenen Verhaltensweisen der Angst sehen wir nun in Zeiten der globalen Corona-Krise verstärkt. Die einen kämpfen um das Klopapier, versuchen mit aller Macht sich selbst in eine möglichst gute Ausgangsposition zu bringen, begegnen anderen mit Aggression, der Umgangston wird rauher und die Ellbogen werden vielleicht schneller als sonst ausgefahren.
Andere versuchen vor ihrer Angst davonzulaufen, werden hektisch, nervös, wollen irgendetwas tun, recherchieren ständig die neuesten Informationen und wollen möglichst viel Abstand zwischen sich, den Virus und die allgemeine Krise bringen.
Wiederum andere stellen sich gefühlt tot, stecken den Kopf in den Sand, wollen von all dem nichts mitbekommen und hoffen darauf, dass sie selbst verschont bleiben und alles möglichst an ihnen vorüberzieht. Sie ergeben sich ihrem Schicksal und resignieren.
Was kannst du selbst tun?
Zunächst ist es wichtig, deinen Ängsten, Sorgen und Gedanken Raum zu geben. Es sind die Befürchtungen deines Inneren Kindes, das nicht weiß, wie es alleine, klein und hilflos diese Krise bewältigen soll. Und es ist absolut normal in Zeiten der Veränderung und Krise Angst und Unsicherheit zu verspüren. Deswegen höre genau hin und nimm wahr, was dein Inneres Kind zu sagen hat. Der eine nimmt mehr Ängste wahr, der andere weniger. Auch das ist völlig normal, je nachdem wieviel Urvertrauen dein Inneres Kind hat, oder eben auch nicht.
Oft übernehmen unsere verunsicherten Inneren Kinder völlig das Ruder. Deswegen ist es im zweiten Schritt wichtig, deinen starken und liebevollen Erwachsenen wieder mit ins Boot zu holen.
Folgende Übung hilft dir, mit deinem Inneren Kind in Kontakt zu treten, herauszufinden, was es braucht und deine Angst in Vertrauen zu verwandeln.
Nimm ein Blatt Papier und beginne einen Briefwechsel mit deinem Inneren Kind. Der Erwachsene beginnt. Nenne dein Inneres Kind beim Namen und versichere ihm in dem Brief, dass du nun für es da bist, dir Zeit nimmst, verstehen möchtest, wie es ihm geht, was es braucht, wie du helfen kannst, usw. Und vor allem: Lass dein Inneres Kind wissen, dass du es über alles liebst.
Lass nun dein Inneres Kind auf deinen Brief antworten. Nimm dazu den Stift in deine nicht dominante Hand (als Rechtshänder also in die linke Hand) und antworte ganz intuitiv auf den Brief der Erwachsenen. Nimm dir dafür ausreichend Zeit, denn es ist ungewohnt mit der nicht dominanten Hand zu schreiben, doch es lohnt sich. Denn dadurch kommen häufig unterbewusste Schattenthemen, Ängste, Sorgen und Befürchtungen zum Vorschein, die ansonsten evtl. unentdeckt bleiben.
Wenn sich dein Inneres Kind alles von der Seele geschrieben hat, wechselst du wieder die Schreibhand und der Erwachsene antwortet dem Inneren Kind. Gemeinsam können so dein Inneres Kind und du als Erwachsener in Kooperation Lösungen für deine aktuelle Situation finden.
Hierbei geht es nicht darum, immer sofort eine Lösung für die Krise parat zu haben, sondern in einen positiven, liebevollen und stabilen Kontakt mit sich selbst zu kommen. Dein Inneres Kind braucht die Gewissheit, dass da jemand ist, dem es vertrauen kann, der ihm zur Seite steht und sich liebevoll um seine Nöte und Sorgen kümmert. Zuhören, hinschauen und wahrnehmen sind hier gefragt. Dasein. Miteinander aushalten. Liebe schenken. Vertrauen aufbauen. Hoffnung geben.
Umso stabiler deine Verbindung zu dir selbst ist, umso stärker wird dein Selbstvertrauen sein. Nach und nach kannst du dich so aus deinem bisherigen Überlebens-Reaktionsmodus befreien und die Krise mit anderen Augen betrachten. Du wirst in dir das Gefühl der Kraft, der Sicherheit und des Vertrauens verspüren, was natürlich auch den Blick auf deine herausfordernde Situation verändern wird. Plötzlich erlebst du dich selbst nicht mehr als klein und hilflos, sondern kannst mit Klarheit und Besonnenheit aktiv Lösungen erarbeiten, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Jede Krise birgt eine Möglichkeit
Wenn du deinen Schatten und Ängsten mit Liebe begegnest, sie als Teil von dir annimmst und integrierst, wirst du schnell feststellen, dass jede Veränderung in deinem Leben auch eine großartige Chance darstellt. Du hast die Möglichkeit, dich selbst besser kennenzulernen, dein eigenes System besser zu durchschauen, dir über deine eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden und kannst dankbar für die neu gewonnen Erkenntnisse sein.
Wenn wir unser Inneres Kind beruhigt haben, können wir aus dem tiefen Empfinden von Sicherheit und Vertrauen unsere Situation mit einem neuen Blick betrachten. Plötzlich sehen wir auch die positiven Aspekte, finden Lösungen und konzentrieren uns wieder auf das, was wirklich wichtig ist im Leben: Mitgefühl und Liebe.
Durch den stabilen und liebevollen Kontakt zu deinem Inneren Kind bist du in der Lage, selbst größte Herausforderungen zu meistern und deinen Blick positiv neu auszurichten. So verwandeln sich Krisen plötzlich in Chancen, Angst in Vertrauen und du kannst gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Und wenn du umgeben bist von Menschen, die gerade noch in ihrem Angst-Modus verharren, die kämpfen, versuchen zu fliehen oder sich totstellen, dann sei gnädig und verständnisvoll mit ihnen. Sie haben für sich offensichtlich noch keinen Weg gefunden, sich mit ihren Schatten auseinanderzusetzen und ihr Inneres Kind zu beruhigen. Alles was du tun kannst ist, immer wieder deine helfende Hand reichen und ihnen all dein Mitgefühl und deine Liebe zu schenken.
Wenn du in deiner Selbstliebe ruhst, dein Inneres Kind sich von dir beschützt fühlt und du eine stabile Vertrauensbeziehung zu dir selbst führst, bist du in der Lage, selbstbewusst und voller Selbstvertrauen deinen Mitmenschen mit Verständnis und Mitgefühl zu begegnen.
Erkenne das Innere Kind in deinem Gegenüber
und schicke ihm deine Liebe.
Jeder einzelne von uns ist es wert und hat es verdient,
geliebt zu werden. Ganz besonders dann,
wenn die Betroffenen selbst noch keinen Weg zur Selbstliebe gefunden haben.
Schreibe mir gerne deine Meinung und/oder eigenen Erfahrungen zu dem Thema in die Kommentare oder tausche dich mit mir auf Instagram und/oder Facebook aus. Ich freue mich mit dir in Kontakt zu sein.
Foto: Mathias Wild
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